So, nach vielen vielen Steinen im Weg, sei es sehr wenig Verständnis aus dem Umfeld, die finanzielle Frage oder aber auch was die zukünftigen Pläne angeht, habe ich mich endlich dazu durchgerungen, mir eine kleine Auszeit zu gönnen.
Es geht mit einem Flieger von
condor (sehr hilfsbereite und kinderliebe Fluggesellschaft) nach La Palma, eine schöne ruhige und vor allem im Winter warme Insel (immer konstant um die 22 Grad). Dies schien mir für’s erste Mal Auszeit das Richtige zu sein. Aber auch, dass muss ich leider zugeben, weil diese Insel nicht so weit weg von Deutschland ist. Es kann ja sein, dass ich aus irgendwelchen wichtigen Gründen schnell zurück nach Deutschland muss – ok, dies war jetzt wieder einmal nur ein Synonym für „kalte Füße kriegen“.

Aber erst einmal: Hola, la isla bonita!

Angemeldet bei zig deutschen Foren für La Palma und viel Kontaktknüpferei, sind wir für die erste Nacht bei einer Freundin von einer Bekannten einer Bekannten untergekommen. Wir waren sehr dankbar, dass sowas überhaupt möglich ist. Denn in Deutschland ist solch eine Geste nur schwer vorstellbar und würde auch äußerst selten angeboten werden. Wir kannten uns alle nicht, nur über Email-Verkehr und so war ich natürlich selbst sehr gespannt und neugierig, wie es denn wird und wie die andere Person so ist.

Puh, auch mit Überraschungen muss ich umgehen lernen …

So lieb, wie unsere Gastgeberin für unsere erste Nacht auch war, so mussten wir doch ihr Angebot, ein bis zwei Wochen zu bleiben, ablehnen.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich natürlich weiß, dass jeder Mensch anders ist und dementsprechend anders lebt. Aber in diesem Fall war es so, dass sie bereits in einem Nessie-Stadium war und lebte und es in ihren Räumlichkeiten entsprechend aussah.
Bei meiner allerersten Auszeit ging es mir primär darum, mich mal um weniger zu kümmern, weniger Stress zu haben, mir einfach weniger Gedanken zu machen. Und das wäre, wenn ich länger hier geblieben wäre, nicht möglich gewesen.

Um ehrlich zu sein, war es echt ein Schock für mich und ich stellte so ziemlich alles in Frage und wollte schon alles bereuen und zurück in die sichere Komfortzone.

Aber nun gut, jetzt war ich schonmal hier und wollte mich in der ersten Nacht, so gut es ging, ausruhen, um am nächsten Tag eine neue Bleibe zu finden.
Merkwürdigerweise erwachte ich am nächsten Morgen mit einem total guten Gefühl und mich trieb es in eine deutsche Bäckerei. Es war so ein starkes Gefühl, mich dort schnellstmöglich blicken zu lassen. Es stellte sich heraus, dass diese Bäckerei gar keine war, sondern es nur eine Mini-Verkaufstheke für das selbst hergestellte Brot gab. Diese bestand aus ein paar Broten, einer kleinen Kasse zum „Selbstbedienen“ (dies zeugt von großem Vertrauen der Mitmenschen, was aber scheinbar möglich ist) und einem Block zum eintragen, was denn gekauft und bezahlt wurde. Die Besitzerin Marion kommt eigentlich nie nach vorne zur besagten Theke, jedoch genau als ich da stand, tat sie es und wir kamen ins Gespräch. Ich schilderte ihr mein „Leid“ und sie nannte mir sofort zwei Namen, bei denen ich mich für eine vorübergehende und kleine Unterkunft melden soll.
Und somit hatte ich sehr schnell eine sehr schöne neue Bleibe – ein kleines Studio, mit tollem großen Garten. Der Besitzer Holger war total auf meiner Wellenlänge und wir hatten immer super Gespräche. Auch er war es vor ca. 20 Jahren leid, sich als kleiner Hamster im großen Rad Tag ein, Tag aus zu drehen und hat mit 50 die sichere Komfortzone verlassen. Und bis heute hat er es nicht bereut und kam mir persönlich auch sehr ausgeglichen und glücklich vor.

Besser hätte ich es nicht haben können!

Und um ehrlich zu sein, handelte es sich bei diesem „Drang in die Bäckerei“ um meine Intuition. Sie hat sich sofort eingeschaltet, als es mir schlecht ging und ich sie brauchte. Natürlich musste ich entsprechend Vertrauen haben, aber das viel mir in dieser Situation total einfach.

In dem Studio von Holger wohnte ich sechs Wochen. Hier habe ich die Ruhe und Natur gebraucht und genossen. Sehr gerne wäre ich länger geblieben, jedoch zog es mich nun immer mehr in Richtung (Klein-)Stadt und einer Internetmöglichkeit.

Schließlich hatte ich einen weiteren Drang Richtung „eigener Blog“ 🙂

Trotz Hochsaison auf La Palma und dadurch sehr wenig verfügbaren Wohnungen, und das zu einem humanen Preis, war es dennoch kinderleicht eine passende für mich zu finden. Vielleicht auch, weil ich einfach nicht zweifelte und ich wusste, dass ich genau das bekomme, was ich mir wünschte …

Schnell die Koffer gepackt und ab nach Tazacorte – dem
sonnenreichsten Ort Europas.

Ich muss zugeben, dass diese Stadt für mich doch eine große Umstellung war. In Holgers kleiner grünen Oase war es schön ruhig und ich liebte es dort, den vielen Eidechsen und Gekkos zu zuschauen und zu zuhören. Hier in Tazacorte lief mal ganz selten eine kleine Eidechse vorbei. Auch musste ich mich sehr an den Lärm und dem Gestank der Autos gewöhnen. Hier auf der Insel nimmt man es nicht ganz so Ernst mit dem TÜV. Leider ist das Benzin sehr günstig für die Palmeros und sie lassen minutenlang ihren PKW laufen, während sie eben zur Post rein gehen, einen Café trinken oder eben an der Straße mit einem soeben getroffenen Bekannten länger zu quatschen. Auch haben die Palmeros kein gutes Umweltbewusstsein, was ich bereits „Leidiges Thema: Plastik“ beschrieb. Schade.
Dazu, ganz im Gegenzug, lieben sie Kinder abgöttisch und sind sehr aufmerksam zu ihnen. Manchmal muss man sogar aufpassen, dass sie Kinder von Urlaubern nicht einfach wegschnappen – so verliebt sind die Palmeros in Kinder 😉

Aber mit den Palmeros selbst, konnte ich mich super schnell anfreunden. Sie waren so glücklich, wenn sie merkten, dass ich mir echt einen „abbrach“, um auf Spanisch mit ihnen zu sprechen. Ich finde aber auch, dass man sich in einem anderen Land ruhig mal bemühen kann, deren Sitten, Gebräuche und Sprache anzueignen … 😉

So habe ich mich auch sehr schnell in dieses spanische Leben eingewöhnt und -gefühlt. Ich habe sehr viele Unternehmungen gemacht und viel von der Insel gesehen.
Weihnachten ist richtig schön am Strand – einfach die Seele baumeln lassen und keinen Weihnachts-Familien-Stress um sich haben. Das waren meine ersten entspannten Weihnachten 🙂
Besonders spannend fand ich auch den
Karneval. Einfach fantastisch bei warmen Wetter (so bis 26 Grad) die leuchteten Kostüme zu sehen und sich von den lateinisch-trommelnder Musik mitreißen zu lassen. Jeder ist gut gelaunt (und das ohne irgendwelche alkoholischen Hilfsmittel) und lädt dich mit zum feiern ein. Und das Tolle ist, der Karneval dauert hier im Schnitt 5 Wochen. In jeder Stadt gibt es mindestens ein Fest mit mehreren Trommler-Gruppen, die sich gegenseitig messen – aber das mit Spaß und Freude. Einfach wundervoll!

Ich bekam im Februar einen Anruf von einer sehr guten Freundin aus Deutschland, mit der Frage, ob ich ihre Trauzeugin im August sein möchte. Ui, da war ich baff und vor allem: bin ich da wieder in Deutschland oder noch auf dieser Insel oder woanders auf Reisen? Hmm…, genau wusste ich es noch nicht. Ich habe mir einfach noch keine Gedanken gemacht und das Tolle hieran ist:

Ich bin scheinbar ENDLICH entspannt, locker und kann loslassen!

Ich habe immer mehr die Zeit vergessen und angefangen den jeweiligen Tag zu genießen. Ich wollte nicht mehr nach Plan A handeln und alles bis ins kleinste Detail planen und das tat mir sehr sehr gut.
Aber zurück zu meiner baldigen ehrenvollen Aufgabe:
Trauzeugin. Das konnte ich auf gar keine Fall abschlagen! Also bejahte ich ihre Frage 🙂

Nun fing ich aber doch an, mir mal ein wenig Gedanken zu machen, was denn so in den nächsten Monaten bei mir passieren soll. Wo soll ich leben? Weiter auf der Insel? Eine andere Insel ausprobieren oder (ganz) zurück nach Deutschland? Leider kam auch immer öfters die Frage von Freunden, was ich denn nun machen würde und wie ich meine Auszeit weiter finanzieren würde. Und natürlich ließ mich diese Frage auch nicht kalt. In Wahrheit drückte ich mich immer vor einer Antwort. 

Wieder zurück ins Hamsterrad sollte es jedenfalls nicht für mich sein!!!

Es gibt ja bekanntlich keine Zufälle, aber „wie der
Zufall so will“, habe ich eine Chance für eine schöne kleine Bleibe in meiner alten Heimatstadt bekommen. Irgendwie musste ich nicht lange überlegen und habe dieses Angebot angenommen und mich um den Rückflug nach Deutschland gekümmert. Zeitgleich wusste ich aber auch, dass ich in dieser neuen Bleibe nicht überwintern würde – mal sehn, was sich für mich ergibt, bzw. welches Land mich bald rufen wird …
Zu verlieren habe ich jedenfalls nichts, im Gegenteil: ich habe sehr viel (Neues) über mich gelernt und bin noch lange nicht am Ende mit neuen
Erfahrungen sammeln 🙂

Möchtest du wissen, welche Dinge ich für mich (neu) entdeckt habe? Dann lies „Auszeit Teil 3“ weiter 🙂 

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